Der Oberstufenchor auf Pierogi-Jagd

Der Oberstufenchor der CSS zu Besuch in Krakau

In aller Herrgottsfrühe des 10. September (um 05:00 Uhr morgens, um präzise zu sein) begann das Abenteuer „Chorfahrt nach Krakau“. Um die 30 Schülerinnen und Schüler des Oberstufenchors der CSS, der mittlerweile stolze 130 Mitglieder hat, trafen sich vor der Schule, um die Fahrt nach Krakau anzutreten. Es erwarteten uns 13 Stunden Fahrt mit dem Bus. Aber die waren keineswegs langweilig! Diverse musikalische Einlagen machten die Fahrt zu einem äußerst amüsanten Unterfangen, sodass die 13 Stunden relativ schnell vergingen. Angekommen in Polens zweitgrößter Stadt, wurden wir von unseren Gastfamilien abgeholt, die uns sehr gastfreundlich empfingen. Die nächsten zwei Tage lag ein strammes Programm vor uns – vormittags Sightseeing, nachmittags Proben mit dem Chor unserer Partnerschule in Krakau, der Musikschule Zespół Państwowych Szkół Muzycznych im. M. Karłowicza, um sich auf das gemeinsame Konzert am Samstagabend vorzubereiten. 

Am Donnerstagvormittag stand eine Stadtführung durch die Altstadt Krakaus für uns auf dem Plan. Im Laufe dieser durften wir viele spannende Orte der Altstadt kennenlernen, darunter den berühmten Marktplatz (Rynek Głowny) im Zentrum der Stadt mit der bekannten Marienkirche, von deren Turm aus stündlich eine Melodie mit der Trompete gespielt wird, der sogenannten Hejnał. Weiter sahen wir das Collegium Maius, in dem schon Nikolaus Kopernikus studierte, den bekannten Wawelhügel, ein wichtiges Wahrzeichen Polens, und auch das Stadtviertel Kazimierz, das lange Zeit das Zentrum jüdischen Lebens in Krakau war. Die Stadtführung endete bei der Schindler-Fabrik auf der anderen Seite der Weichsel, dem Fluss, der durch Krakau fließt. Seit 2010 beherbergt das dreistöckige Verwaltungsgebäude ein Museum, das sich mit der Geschichte der Stadt Krakau und dem Alltag ihrer Bürger während der Zeit der Okkupation durch die Nationalsozialisten beschäftigt. Nach einer Führung durch dessen Ausstellung ging es für uns in die Schule, um zu Mittag zu essen und schließlich für das Konzert zu proben. 

Am folgenden Tag erwartete uns ein Ausflug in die Salzwerke von Wieliczka und Bochina, die seit 1978 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Der Besuch der Salzmine war für viele unter uns das Highlight der ganzen Reise. Es ging insgesamt 135 Meter unter die Erde! Es ist kaum vorstellbar, wie es damals für die Bergleute gewesen sein muss, als sie dort ohne jegliche Elektrizität oder andere moderne Hilfsmittel Salz abbauten. Für uns fühlte sich der Rundgang durch die Salzwerke wie die Erkundung eines Filmsets von „Herr der Ringe“ an. Die Salzmine kam einem so magisch und mysteriös vor, als sei sie nicht von dieser Welt. Besonders atemberaubend war die Kapelle der heiligen Kinga. Sie ist 54m lang, 18m breit und 12m hoch und wird von prachtvollen Kronleuchtern, kunstvollen Altären und wunderschönen Reliefs, darunter auch eine wahrheitsgetreue Nachbildung des „Letzten Abendmahls“ von Leonardo Da Vinci, geschmückt, wobei dies alles aus Salz besteht. Doch die Kapelle sieht nicht nur sehr schön aus, sondern hat auch eine sehr gute Akustik, die wir gleich mal testen mussten. So kam es zu einem kleinen spontanen Konzert für die Besucher der Salzmine und wir können nun bestätigen, dass die Akustik tatsächlich besonders gut ist. Nachmittags ging es wieder in die Schule zum Essen und Proben. Dieses Mal gab es Pierogi zum Mittagessen. Pierogi, eine Art Dumpling, die mit Pilzen, Fleisch oder Kartoffelbrei gefüllt werden, sind eine polnische Spezialität, weshalb wir sie unbedingt probieren mussten.

Und dann war es so weit: Es war Samstag und das Konzert stand vor der Tür! Nachdem wir den Vormittag individuell mit unseren Gastfamilien verbracht hatten, trafen wir uns am Nachmittag in der Schule für eine Generalprobe und im Anschluss fand das Konzert statt. Zuerst sang der Chor unserer Partnerschule vier Stücke, darunter „Uptown Funk“ von Mark Ronson (feat. Bruno Mars). Danach waren wir dran. Wir sangen drei Stücke aus dem letzten Sommerkonzert. Dazu gehörten „Deep River“ von Harry T. Burleigh, „Major Tom“ von Peter Schilling in einem Arrangement von Martin Sturm und ein Medley des Musicals „Fiddler on the Roof“. Und zum krönenden Abschluss des Konzerts sangen wir alle gemeinsam begleitet durch das Sinfonieorchester unserer Partnerschule. Zusammen ließen wir bekannte Werke aus verschiedenen Filmen, wie z.B. „Fluch der Karibik“ oder „Herr der Ringe“, erklingen. Im Anschluss an das Konzert gab es noch für alle Beteiligten Pizza und eine kleine Party auf der Bühne, welche nicht nur den Schülern, sondern auch den Lehrern besonders viel Spaß bereitete. 

Am Sonntagabend hieß es dann Abschied nehmen, nachdem wir den ganzen Tag nochmal Zeit mit unseren Gastfamilien hatten. Viele nutzten den Tag, um die Kathedrale und das Schloss auf dem Wawelhügel zu besichtigen. Der Abschied von den Gastfamilien fiel uns allen schwer. Wir waren alle sehr gastfreundlich und herzlich aufgenommen und wie die eigenen Kinder behandelt worden. Daher war es auch wenig verwunderlich, dass hier und da ein paar Tränen kullerten. Selbst der Himmel schien traurig über unseren Abschied und hörte nicht auf zu weinen.

Wir alle sind den Lehrern unserer Musikfachschaft, insbesondere Frau Lechner, sehr dankbar, dass sie diese tolle und wertvolle Erfahrung für uns möglich gemacht haben. Ein besonderer Dank gilt auch unserer Partnerschule Zespół Państwowych Szkół Muzycznych im. M. Karłowicza in Krakau, die alle Kosten des Programms vor Ort übernahm und uns so herzlich aufnahm. Die Chorfahrt nach Krakau zeigte einmal mehr, wie wichtig und bereichernd es ist, sich mit anderen Kulturen auseinanderzusetzen und den Kontakt zu anderen Jugendlichen aufzusuchen. Aber auch, dass Musik eine universelle Sprache ist, die verbindet und Menschen aus aller Welt in ihrer Leidenschaft vereint. 

Wir freuen uns auf ein hoffentlich baldiges Wiedersehen!

Annabelle Gerhardt