Selbstverteidigung für Mädchen

Laut, entschlossen, selbstbewusst

Jede dritte Frau in Deutschland wird in ihrem Leben mindestens einmal Opfer von physischer oder sexualisierter Gewalt. Eine bedrückende Zahl – und eine, die Fragen aufwirft: Wie können Frauen und Mädchen sich schützen?

Eine Polizeistudie zeigt, dass Gegenwehr oft den entscheidenden Unterschied macht. In 80 Prozent der Fälle brachen Täter ihren Übergriff ab, wenn sich Frauen aktiv wehrten. Ein höheres Aggressionspotenzial seitens der Täter konnten die Ermittler nicht feststellen. Doch viele Frauen zögern, sich zur Wehr zu setzen. So wie sie oft zögern, laut zu sein, für sich einzustehen.

Eine neue AG an der CSS will das ändern: MPower – ein Name mit doppelter Bedeutung: Mädchenpower, aber auch Empowerment. Sich der eigenen Stärke bewusst werden, Grenzen setzen. Genau darum geht es auch in dem zweitägigen Workshop des Frankfurter Vereins „Frauen in Bewegung“, den die 17 Teilnehmerinnen der AG am 20. und 21.02.2025 besuchen.

Die Trainingseinheiten bestehen aus einer Mischung aus Theorie, Praxisberichten und praktischen Übungen. Viele Teilnehmerinnen erzählen von eigenen Erfahrungen, die viele Mädchen nur zu gut kennen: das unheimliche Gefühl, verfolgt zu werden, zu nahes Heranrücken in Bus und Bahn, übergriffige Berührungen.

In Rollenspielen üben sie, sich klar abzugrenzen: Wie signalisiert man mit Körperhaltung Selbstbewusstsein? Wie hält man Blickkontakt? Wie nutzt man die eigene Stimme?

Schreie hallen durch den Raum. „STOP! Fass mich nicht an! NEIN!“ Mit gezielten Atemtechniken lernen die Mädchen, so laut zu schreien, dass der Gong an der Wand vibriert. Ein eindrücklicher Moment. Wer so laut ist, wird gehört. Wer so laut ist, macht Täter nervös.

Doch was, wenn das nicht reicht? Was tun, wenn ein Täter zupackt? Wenn er würgt? Wenn er von hinten angreift?

Das Training steigert sich: Die Mädchen üben gezielte Schläge und Tritte auf empfindliche Triggerpunkte, das Nutzen der eigenen Hebelwirkung. Es geht nicht darum, einen Kampf zu gewinnen – sondern darum, den Täter zu verunsichern, ihn aus dem Konzept zu bringen, sich Zeit für die Flucht zu verschaffen.

Hier wachsen die Teilnehmerinnen über sich hinaus. Sie schlagen auf Pratzen, durchbrechen Bretter mit ihren Tritten. Jede Übung kostet Überwindung, jede erfolgreiche Abwehr gibt Selbstbewusstsein. „Ich habe mehr Kraft, als ich dachte“, sagt eine Teilnehmerin nach dem Training.

Diese Erkenntnis ist wichtig und muss jetzt Haltung werden. Denn wer weiß, dass sie sich wehren kann, bewegt sich anders in der Welt.

Sophia Protas