Die Carl-Schurz-Schule zählt zu den drei Gymnasien in Frankfurt, die nicht zu G9 zurückgekehrt sind. Als in den Jahren 2003 bis 2005 das damals neue G8-System eingeführt wurde, waren wir eines der letzten Gymnasien, das die Umstellung umsetzte. Das wohlgemerkt in der Absicht, Schülerinnen und Schüler nicht zu Versuchsobjekten einer Schulreform zu machen, sondern die dazu erforderlichen neuen Unterrichtsformen zunächst gründlich vorzubereiten.
Heute haben wir unseren Unterricht Schritt für Schritt so umgestellt, dass wir sagen können: Bei uns gelingt G8. Für die Frage, ob sich Kinder an einer Schule wohl fühlen und ob es gelingt, diese erfolgreich zum Abitur zu führen, sind nämlich andere Faktoren wesentlicher: Wir glauben, dass es weniger auf die täglichen Unterrichtsstunden, als vielmehr auf guten Unterricht, einen respektvollen Umgang miteinander und einen sinnvollen Tagesrhythmus ankommt.
In allen Klassen beginnt der Schultag um 8:00. Nach zwei Unterrichtsstunden haben die Kinder eine große Pause, die neben dem Frühstück vor allem auch für Bewegung auf dem Pausenhof genutzt wird. Nach zwei weiteren Unterrichtsstunden schließt sich dann eine lange Mittagspause mit einem erweiterten Angebot an. Wichtig ist natürlich ein gesundes Mittagsessen. Unsere Mensa gibt täglich über 300 Portionen aus. Auf dem Pausenhof lädt das Spielgerätehaus vor allem die Kleineren zu Bewegung ein. Nach der Mittagspause liegt noch eine 60-minutige Unterrichtsstunde, danach endet die Schule für die gesamte Mittelstufe spätestens um 14:15 Uhr. An mindestens einem Wochentag ist der Nachmittag frei und der Unterricht endet um 12:30 Uhr. Nur die Oberstufenschülerinnen und Schüler bleiben je nach Kurswahl noch eine Stunde länger.
In der fünften Klasse gibt es noch einige Erleichterungen: Einmal wöchentlich beginnt der Unterricht erst zur zweiten Stunde. Trotzdem kommen die meisten Kinder schon um 8:20, um im Chor mitzusingen. Am Nachmittag findet zunächst nur dreimal wöchentlich Pflichtunterricht statt. Aber auch hier bleiben viele Kinder einen weiteren Nachmittag in der Schule, um an Orchesterproben, dem sehr beliebten F&E-Unterricht, dem RoboLab oder anderen Arbeitsgemeinschaften teilzunehmen.
Über die Vorgaben hinaus haben wir bis zur siebten Klasse eine Klassenlehrerstunde eingeplant, die für soziales Lernen genutzt wird. Im Klassenrat lernen die Kinder, Konflikte konstruktiv zu lösen und auch bei abweichenden Meinungen respektvoll miteinander umzugehen. In diesen Stunden und auch an besonderen Tagen wird auch mit dem Programm „Erwachsen werden“ (Lions Quest) gearbeitet.
Scheitern mehr Schülerinnen und Schüler auf dem G8-Gymnasium als vorher? Die Befürchtung können wir nicht bestätigen. Die Anzahl der Nichtversetzungen ist in den letzten Jahren gesunken: Nur 5 von 652 der Schülern der Mittelstufe mussten im Sommer 2018 die Schule verlassen, 6 mussten das Schuljahr wiederholen. Das ist eine äußerst geringe Anzahl. Stress entsteht eben nicht nur aufgrund von zeitlicher Belastung durch G8, sondern durch Zeitdruck z.B. im schnellen 45-Minuten-Takt und vor allem dann, wenn die Kinder nicht wertgeschätzt und geachtet werden.
Bildungsforscher haben festgestellt, dass der dauernde organisatorische Umbau von Schulen die Kräfte in die falsche Richtung lenkt. Aus dem Blick gerät dabei der Unterricht selbst. Deswegen lautet unser Weg: Kümmern wir uns um guten Unterricht an einer guten Schule.