„Faust“ vom Freien Schauspiel Ensemble Frankfurt

Ein Theaterbesuch des Abiturjahrgangs 2023

von Aylin Gülen und Eda Ergül

Vers für Vers und Szene für Szene haben wir gelesen, um zu verstehen, um was es geht: Goethes Klassiker „Faust“ lässt auch den einen Schüler oder die andere Schülerin durch die rhythmisierte Sprache und die Reime mal ermüden. Doch schließlich muss jeder da durch, da „Faust“ Bestandteil des Abiturs ist. Also doch am Ende ein Video zum Zusammenfassen? Nicht bei uns!

Am 18.01.2023 besuchten die Schüler*innen der gesamten Q3/Q4 unserer Schule eine Aufführung des „Faust“ im Bockenheimer Theater „TITANIA“. Durch das Schauspiel ließ sich der Inhalt des Dramas förmlich greifen und es vermittelte gleich ein besseres Verständnis der Tragödie. Mit großem körperlichem Einsatz inszenierten die zwei Schauspieler*innen sowohl die Gelehrten- als auch die Gretchentragödie wie auch weitere Szenen aus Faust II. 

Der frustrierte Faust geht mit dem Teufel Mephistopheles einen Pakt ein. Dieser verjüngt ihn und will ihn mit Genuss verführen. Sollte ihm dies gelingen, bekäme Mephisto Fausts Seele und Faust müsste ihm im Jenseits ewig dienen. Dies scheint Mephisto bereits durch das Liebesverhältnis zwischen Faust und dem 14-jährigen Gretchen zu gelingen. Gretchen verliebt sich in Faust und wird von ihm geschwängert. Doch das kleine Familienglück reicht Faust nicht, er sucht neue Befriedigung. Gretchen muss ohne Faust und ohne den Segen der Kirche ihr Kind zur Welt bringen. In ihrer Verzweiflung tötet sie das Neugeborene. Von ihrer Mitschuld am Tod der Mutter und des Bruders gequält, wartet sie im Kerker auf ihre Hinrichtung. Faust versucht sie zu retten, doch vergebens. Gretchen will nicht vor ihrer Strafe fliehen, sie wendet sich Gott zu und wird von ihm erlöst. 

Durch postdramatische Elemente wie zum Beispiel schnelle Rollenwechsel, den Einsatz von Videoprojektionen oder außergewöhnlichen Requisiten (Stacheldraht symbolisiert die Landgewinnung in Faust II) gewann das Stück nicht nur an Modernität, sondern kreierte auch seinen eigenen Charme. So wurde anfangs aus Auerbachs Keller plötzlich ein Rave, welcher den Schüler*innen und wahrscheinlich auch den Lehrer*innen noch nach unserem Abi im Kopf bleiben wird.