Humankapital oder Bildung

Humankapital oder Bildung? Worauf es uns ankommt

In den beiden letzten Jahrzehnten ist der Druck auf die Schulen gewachsen, geeignete Arbeitskräfte für die globalisierte Ökonomie zu liefern. Der Druck ging insbesondere von der OECD aus, der Organization for Economic Cooperation and Development, der Nachfolgeorganisation des Marshallplans. Sie ist verantwortlich für die PISA-Tests.

In dieser Diskussion drohten Wertigkeiten umgedreht zu werden. Denn der Mensch ist nicht für die Wirtschaft da, sondern die Wirtschaft für den Menschen – und damit auch die Schule nicht für die Wirtschaft, sondern für den Menschen – genauer gesagt: Aufgabe der Schule ist es, zur Bildung der heranwachsenden jungen Menschen einen wertvollen Beitrag zu leisten.

Bildung meint die Fähigkeit, sich Herausforderungen mit Wissen und Reflexion stellen und so seinem Leben eigenständig Gestalt geben zu können. Bildung hat die Aufgabe, den Menschen zur Gestaltung der Freiheit in Gemeinschaft zu befähigen. Die zielt auf Selbständigkeit und Verantwortlichkeit in Denken und Handeln. Bildung muss erarbeitet werden, und das Herzstück dieser Arbeit, der Ort, an dem Schule zu Bildung und Integration beitragen kann, ist der Unterricht, in dem ein Zugewinn an Wissen, an Können, an Erkenntnis und an Nachdenklichkeit wachsen kann.

Zum Menschen gehört mehr als die Fähigkeit arbeiten zu können. Wir pflegen die Musik, die bildenden Künste, das darstellende Spiel, die Literatur, eben weil sie zum Menschen gehören – und damit zur Bildung junger Menschen.

Unser Ziel ist nicht die Produktion angepassten „Humankapitals“, sondern die Entwicklung von Eigensinn und Gemeinsinn. Und wir sind davon überzeugt, dass solche jungen Menschen der wirtschaftlichen Kultur eines Landes letztlich die wertvolleren Impulse liefern können.

G8 heißt an der Carl-Schurz-Schule nicht, per „Turbo-Abitur“ möglichst schnell junge Menschen auf den Arbeitsmarkt zu bringen. Der 60-Minuten-Takt fördert vielmehr die vertiefte Auseinandersetzung mit Themen und Fragen. Wir beschleunigen nicht, wir vertiefen. Und das gewonnene Jahr nutzen unsere Abiturienten zu unserer Freude gerne, um sich in einem freiwilligen sozialen oder ökologischen Jahr zu erproben oder auf Reisen zu gehen.